Einleitung
Hände hoch, wer hat das schon mal gemacht? Du landest auf der Website eines Coaches, Mentors oder Beraters. Das Angebot klingt interessant. Die Startseite ist schick. Aber bevor du auch nur daran denkst, auf den „Kontakt“-Button zu klicken, macht dein Mauszeiger eine fast schon magnetische Bewegung in Richtung eines ganz bestimmten Menüpunkts: „Über mich“.
BÄM! Deine Hand ist oben, oder? 😂 Meine auch. Immer.
Es ist doch so: Wir wollen wissen, mit wem wir es zu tun haben. Wir wollen den Menschen hinter dem professionellen Lächeln sehen. Handelt es sich um einen seelenlosen Business-Roboter, der Phrasen aus einem Marketing-Lehrbuch von 1998 wiederkäut? Oder steckt da eine echte Person dahinter? Jemand mit Ecken, Kanten, einer Geschichte und – ganz wichtig – jemand, der mich wirklich versteht?
Wenn du jetzt nervös auf den Tab mit deiner eigenen Website schielst, dann atme tief durch. Du bist hier genau richtig. Denn ich sehe es immer wieder in den (Google) Analytics Daten der Websites, die ich für meine Kunden betreue: Nach der Startseite ist die „Über mich“-Seite die unangefochtene Königin der Klicks. Sie ist die zweithäufigst besuchte Seite. Punkt.
Das zu ignorieren, wäre so, als würdest du ein Restaurant eröffnen und den Koch im Keller verstecken. Verrückt, oder? Deine „Über mich“-Seite ist keine nette Dreingabe oder ein Platz, um deinen Lebenslauf abzuladen. Sie ist das Herzstück deiner Website. Sie ist dein digitaler Händedruck, dein erstes Lächeln, deine Chance, eine Verbindung aufzubauen, noch bevor ein einziges Wort gesprochen wurde.
In diesem Artikel zerlegen wir das Mysterium der perfekten „Über mich“-Seite in seine Einzelteile. Ich zeige dir, wie du aus einer langweiligen Faktenwüste eine Oase des Vertrauens machst. Eine Seite, die nicht nur informiert, sondern inspiriert. Eine Seite, die die richtigen Leute anzieht wie Motten das Licht und die falschen sanft weiterschickt. Bist du bereit? Dann lass uns loslegen!
Warum deine „Über mich“-Seite viel mehr ist als dein digitaler Steckbrief
Kennst du das? Du liest eine „Über mich“-Seite und gähnst nach dem zweiten Satz. „Max Mustermann, zertifizierter Coach seit 2015, spezialisiert auf proaktive Synergieeffekte im agilen Umfeld…“ Puh. Ich bin schon eingeschlafen. 😴 Du hast nach dem Lesen keine Ahnung, wer dieser Max WIRKLICH ist. Er bleibt eine leere Hülle, ein Name auf einem Bildschirm. Anonym. Austauschbar.
Und dann gibt es diese anderen Seiten. Du fängst an zu lesen und kannst nicht mehr aufhören. Du nickst, du schmunzelst, vielleicht entfährt dir sogar ein leises „Ja, genau!“. Du hast das Gefühl, die Person am anderen Ende der Welt schon ein bisschen zu kennen. Du spürst eine Verbindung. Du fühlst dich… verstanden.
Genau das ist die Magie! Deine „Über mich“-Seite ist deine persönliche Bühne. Sie ist der Ort, an dem du vom Dienstleister zum Menschen wirst. Ein Mensch mit einer Geschichte, mit Leidenschaft, mit Werten und vielleicht auch mit ein paar sympathischen Macken.
Die unsichtbare Brücke des Vertrauens
Machen wir uns nichts vor: Im Coaching ist Vertrauen die Währung. Alles andere ist zweitrangig. Du kannst die tollsten Methoden und die schicksten Zertifikate haben – wenn die Chemie nicht stimmt, wenn keine Vertrauensbasis da ist, verpufft alles im Nichts. Psychologen definieren Vertrauen als die „subjektive Überzeugung von der Vertrauenswürdigkeit und Kompetenz einer anderen Person“.
Deine „Über mich“-Seite ist deine Chance, diese Überzeugung zu säen, lange bevor du eine E-Mail bekommst oder jemanden am Telefon hast. Wir Menschen sind emotionale Wesen. Wir treffen Entscheidungen oft aus dem Bauch heraus und rechtfertigen sie später mit dem Kopf. Deine Seite spricht direkt diesen Bauch an. Sie zeigt deine Persönlichkeit, deine Motivation, dein Warum.
Was deine „Über mich“-Seite so unglaublich mächtig macht:
- Sie ist dein persönliches Storytelling-Lagerfeuer: Hier erzählst du, wer du bist, woher du kommst und warum du tust, was du tust.
- Sie ist der sympathischste Türsteher der Welt: Die richtigen Leute fühlen sich magisch angezogen und sagen: „Hey, hier gehöre ich hin!“ Die, die nicht zu dir passen, ziehen weiter, ohne dass du auch nur einen Finger krumm machen musst.
- Sie verwandelt dich: Du bist nicht länger „ein weiterer Coach“, sondern „die eine Person mit dieser faszinierenden Geschichte“.
Der größte Denkfehler, den fast alle Coaches machen
Achtung, jetzt kommt ein Geheimnis, das deine Sicht auf diese Seite für immer verändern wird. Bereit? Deine „Über mich“-Seite handelt in Wahrheit nicht von dir.
Ja, du hast richtig gelesen. Es geht nicht primär um dich. Es geht um deine potenziellen Kunden und darum, was sie fühlen, wenn sie über dich lesen. Niemand wacht morgens auf und denkt: „Boah, heute will ich unbedingt eine Liste von Zertifikaten eines wildfremden Menschen lesen!“ Nein. Menschen, die auf deiner Seite landen, haben ein Problem, einen Schmerz, einen unerfüllten Wunsch. Und sie stellen sich unterbewusst immer die gleichen Fragen:
- „Versteht diese Person meine Welt wirklich?“
- „Ist er/sie mir sympathisch? Könnte ich mir vorstellen, mich dieser Person zu öffnen?“
- „Hat diese Person etwas durchgemacht, das sie qualifiziert, mir zu helfen?“
- „Kann ich ihr/ihm vertrauen?“
Ja, deine Qualifikationen sind wichtig. Aber sie sind die logische Bestätigung, nachdem das Herz bereits „Ja“ gesagt hat. Zeig ihnen beides – aber beginne immer mit dem Menschen.
Kleiner Profi-Tipp: Nenne deine Seite bitte, bitte einfach „Über mich“. Nicht „Philosophie“, „Wer ich bin“ oder „Mein Weg“. Menschen scannen Websites und suchen nach vertrauten Begriffen. „Über mich“ ist der universelle Code für „Hier erfährst du mehr über den Menschen hinter dem Business“. Mach es ihnen leicht!
Bevor du auch nur ein Wort schreibst: Das geheime Fundament deiner Seite
Okay, ich sehe es in deinen Augen. Du bist Feuer und Flamme und willst am liebsten sofort loslegen und deine Seite umschreiben. STOPP! 🛑 Warte noch einen Moment. Der größte Fehler, den du jetzt machen kannst, ist, einfach draufloszuschreiben.
Stell dir vor, du schreibst einen Liebesbrief. Würdest du einfach irgendwas hinschreiben, ohne an die Person zu denken, die ihn lesen wird? Natürlich nicht! Du würdest jedes Wort auf die Goldwaage legen. Du würdest überlegen, was diese Person zum Lächeln bringt, was sie berührt, was ihr zeigt, dass du sie verstehst.
Deine „Über mich“-Seite ist so ein Liebesbrief. Ein Liebesbrief an deinen idealen Kunden.
Bevor du also in die Tasten haust, schließ für einen Moment die Augen. Ernsthaft, mach es. Stell dir diese eine Person vor. Deinen absoluten Wunschkunden. Nicht irgendeinen Kunden, sondern den Kunden. Die Person, bei der du nach einem Coaching-Gespräch denkst: „Wow, genau deshalb mache ich diesen Job!“
Wo sitzt diese Person gerade? Am Küchentisch, während die Kinder schlafen? Im Großraumbüro, während sie sich innerlich leer fühlt? Was geht ihr durch den Kopf? Was sind ihre tiefsten Ängste, ihre geheimsten Träume? Was hat sie heute Nacht wachgehalten?
Grabe tiefer: Von der demografischen Hülle zum emotionalen Kern
Die meisten Coaches machen hier schlapp. Sie definieren ihre Zielgruppe so: „Frauen, 30-50, berufstätig, interessiert an Persönlichkeitsentwicklung.“ Das ist so sinnvoll wie ein Sandkasten am Strand – völlig überflüssig.
Wir müssen tiefer graben. Wir müssen die Seele dieser Person verstehen. Hier sind ein paar Fragen, die dich wirklich weiterbringen:
- Was ist ihr größter Schmerzpunkt? Nicht „Stress im Job“, sondern: „Die panische Angst, am Montagmorgen aufzuwachen und zu wissen, dass die nächsten fünf Tage wieder nur ein sinnloses Abarbeiten von Aufgaben sind, die sie innerlich auffressen.“
- Was ist ihr sehnlichster Wunsch? Nicht „mehr Selbstbewusstsein“, sondern: „Endlich in einem Meeting ihre Meinung sagen zu können, ohne danach tagelang darüber nachzudenken, was die anderen wohl von ihr halten. Frei zu sein.“
- Welche falschen Überzeugungen trägt sie mit sich herum? „Ich bin nicht gut genug“, „Ich muss es allen recht machen“, „Wenn ich meine wahren Bedürfnisse zeige, werde ich abgelehnt.“
- Worüber spricht sie mit ihrer besten Freundin bei einem Glas Wein? Das sind die wahren, ungeschminkten Themen.
- Welche Sprache benutzt sie? Spricht sie von „Synergien“ oder von „Scheiß-Meetings“? Verwendet sie Wörter wie „überwältigt“, „festgefahren“, „ausgelaugt“?
Je klarer dieses Bild wird, desto einfacher wird es, die richtigen Worte zu finden. Du schreibst dann nicht mehr für eine anonyme Masse, sondern für diese eine, ganz bestimmte Person. Und das Wunderbare ist: Hunderte, vielleicht Tausende andere Menschen werden sich in dieser einen Beschreibung wiedererkennen und denken: „Moment mal, die redet ja über mich!“
Warum Klarheit über Vielfalt siegt (Der Restaurant-Test)
Jetzt höre ich schon den kleinen Panik-Teufel auf deiner Schulter flüstern: „Aber wenn ich mich so sehr festlege, schließe ich doch ganz viele andere potenzielle Kunden aus!“
Das ist einer der größten Mythen im Unternehmertum. Lass mich dir eine Frage stellen: Du hast Lust auf eine richtig gute, authentische italienische Pizza. Du gehst durch die Stadt und siehst zwei Restaurants. Das eine heißt „Luigi’s Pizza Paradiso“ und riecht nach Knoblauch und frischem Basilikum. Das andere heißt „Global Food Palace“ und wirbt auf der Karte mit Pizza, Sushi, Wiener Schnitzel und Thai-Curry. Wo gehst du hin?
Genau. Zu Luigi. Weil du weißt, dass jemand, der alles anbietet, nichts davon richtig gut kann.
Genauso ist es mit deinem Coaching. Wenn du versuchst, der Coach für jeden zu sein, bist du am Ende der Coach für niemanden. Deine Spezialisierung, deine klare Ausrichtung auf einen bestimmten Menschentyp mit einem bestimmten Problem, ist nicht deine Schwäche. Sie ist deine Superkraft!
Deine „Über mich“-Seite soll ein Leuchtturm sein. Sie soll hell und klar für genau die Schiffe leuchten, die deinen Hafen suchen. Alle anderen dürfen und sollen weitersegeln. Das spart dir und ihnen eine Menge Zeit und Frust.
Erzähle deine Geschichte: Die geheime Zutat, die niemand kopieren kann
Fakten kann man vergleichen. Preise kann man unterbieten. Methoden kann man kopieren. Aber es gibt eine Sache, die absolut einzigartig ist und die dich von jedem anderen Coach auf diesem Planeten unterscheidet: Deine Geschichte.
Erinnerst du dich an die letzte Geschichte, die dich wirklich gepackt hat? In einem Film, einem Buch oder einem Gespräch? Wahrscheinlich war es keine trockene Aufzählung von Ereignissen, sondern etwas, das dich emotional berührt hat. Etwas, das dich mitfühlen, mitzittern und mithoffen ließ.
Menschen lieben Geschichten. Unser Gehirn ist darauf programmiert. Geschichten schaffen Verbindung, transportieren Werte und machen komplexe Dinge greifbar. Und die wichtigste Geschichte auf deiner Website ist deine eigene.
Dein Wendepunkt: Der Moment, der alles veränderte
Was hat dich dazu gebracht, Coach zu werden? Ich wette, es war nicht ein plötzlicher Geistesblitz beim Zähneputzen. Meistens gibt es da eine tiefere Motivation, einen entscheidenden Moment, einen Wendepunkt.
- Warst du selbst in einer tiefen Krise und hast dir jemanden gewünscht, der dir den Weg zeigt?
- Hattest du einen goldenen Käfig – einen gut bezahlten Job, der dich aber innerlich hat sterben lassen?
- Gab es einen Moment der Klarheit, in dem dir schlagartig bewusst wurde, was deine wahre Berufung ist?
Ich hatte auch so einen Moment. Nach außen hin war alles perfekt. Ich stand an der Spitze meiner Karriere im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum, verantwortlich für die Datenverbindung zur Internationalen Raumstation. Ein Job, von dem viele träumen. Außen hui, innen… eine wachsende Leere.
Mein Wendepunkt war kein plötzlicher Knall, sondern ein leises Erkennen, das immer lauter wurde. Ich starrte auf Bildschirme voller Datenströme, die zu Satelliten und zur ISS flossen, und dachte: ‚Ich verbinde hier Maschinen in Tausenden Kilometern Entfernung, aber verliere die Verbindung zu den Menschen hier – und zu mir selbst.‘
Mir wurde klar: Das ist ein cooler Beruf, aber es ist nicht meine Berufung. Dieser Moment des tiefen Unbehagens, mitten im High-Tech-Nervenzentrum der Raumfahrt, war der schmerzhafte, aber notwendige Impuls, meinen eigenen Weg zu gehen. Nicht mehr nur für komplexe Systeme da zu sein, sondern für Menschen, die mit ihrer authentischen Botschaft etwas in der Welt bewirken wollen.
Deine Geschichte muss nicht dramatisch sein. Sie muss nur echt sein. Dieser Wendepunkt ist pures Gold. Er zeigt, dass du nicht nur aus Büchern weißt, wie sich Veränderung anfühlt, sondern dass du sie selbst durchlebt hast.
Deine Narben sind deine Superkräfte
Wir leben in einer Welt, die uns ständig zuruft: „Sei perfekt! Zeig keine Schwäche!“ Was für ein Blödsinn. Perfektion ist langweilig und schafft Distanz. Es sind unsere Unvollkommenheiten, unsere Kämpfe und unsere Narben, die uns menschlich und nahbar machen.
Welche Kämpfe hast du durchgestanden? Welche Ängste überwunden? Welche Tiefpunkte durchlebt? Das sind nicht deine Schwächen, das ist dein größtes Kapital als Coach!
- Du hast jahrelang mit dem Imposter-Syndrom gekämpft? Fantastisch! Dann bist du die glaubwürdigste Person, um anderen zu helfen, die ebenfalls daran leiden.
- Du hast eine schmerzhafte Trennung überwunden? Perfekt! Du weißt genau, wie sich deine Klienten in dieser Situation fühlen.
- Du warst kurz vor dem Burnout und hast die Kurve gekriegt? Jackpot! Du bist der lebende Beweis, dass es einen Ausweg gibt.
Verletzlichkeit bedeutet nicht, in Selbstmitleid zu baden oder alle schmutzigen Details auszupacken. Es bedeutet, ehrlich zu sein. Es bedeutet zu sagen: „Hey, ich kenne dieses dunkle Tal, in dem du gerade steckst. Ich war auch schon dort. Und ich kenne den Weg hinaus.“
Diese Authentizität ist wie ein Supermagnet. Menschen spüren sofort, ob du nur Phrasen drischst oder ob du wirklich weißt, wovon du sprichst.
Zeige die Transformation, nicht nur das Ergebnis
Deine Geschichte ist der Beweis dafür, dass Veränderung möglich ist. Das ist es, was deine potenziellen Kunden suchen: Hoffnung. Sie wollen nicht nur hören, dass sie sich verändern können. Sie wollen es an dir sehen.
Beschreibe nicht nur den Vorher-Zustand und den Nachher-Zustand. Beschreibe den Prozess. Die Zweifel. Die kleinen Siege. Die Rückschläge. Den Moment, als du dachtest, du schaffst es nicht – und es dann doch geschafft hast.
Frage dich:
- Welche alten Glaubenssätze hast du über Bord geworfen?
- Welche entscheidende Erkenntnis hat alles für dich verändert?
- Wie nutzt du diese schmerzhaft gewonnenen Erfahrungen heute, um anderen den Weg abzukürzen?
Deine Geschichte ist kein Ego-Trip. Sie ist ein Geschenk an deine Leser. Sie ist die stille Botschaft: „Du bist nicht allein. Es ist möglich. Und ich kann dir helfen.“
Zeige deine Werte und wofür du brennst
Stell dir vor, du gehst auf eine Party. Du kommst mit zwei Leuten ins Gespräch. Der eine erzählt dir, WAS er macht: „Ich bin Controller bei Firma XY.“ Der andere erzählt dir, WARUM er etwas macht: „Ich liebe es, komplexe Zahlen-Rätsel zu lösen, um Unternehmen zu helfen, klügere Entscheidungen zu treffen und Arbeitsplätze zu sichern.“ Mit wem willst du dich weiter unterhalten?
Genau. Deine Werte sind dein „Warum“. Sie sind der unsichtbare Kompass, der all deine Entscheidungen lenkt. Und Menschen kaufen nicht, was du tust, sie kaufen, warum du es tust. (Ein großes Dankeschön an Simon Sinek für diese geniale Erkenntnis, mehr dazu in seinem Buch „Start with Why“).
Warum Werte die ultimativen Vertrauens-Booster sind
Menschen haben unglaublich feine Antennen dafür, ob jemand authentisch ist. Wir spüren, ob Worte und Taten im Einklang sind. Wenn deine „Über mich“-Seite nur aus Marketing-Sprech besteht, der nicht mit deiner wahren Persönlichkeit übereinstimmt, merken das die Leute. Es fühlt sich komisch an. Schief. Unecht.
Wenn du aber deine wahren Werte zeigst, passiert etwas Magisches. Menschen, die ähnliche Werte haben, fühlen sich sofort zu dir hingezogen. Es entsteht eine Resonanz auf einer viel tieferen Ebene als nur der fachlichen.
So machst du deine Werte sichtbar (ohne sie aufzuzählen)
Bitte tu mir einen Gefallen: Schreibe niemals den Satz „Meine Werte sind Authentizität, Ehrlichkeit und Wachstum.“ Gähn. Das ist so, als würdest du sagen: „Ich bin ein netter Mensch.“ Zeigen, nicht behaupten! (Show, don’t tell.)
Wie geht das? Indem du Geschichten erzählst, die deine Werte illustrieren.
- Statt „Ehrlichkeit“: Erzähle von einem Moment, in dem du einem Kunden eine unbequeme Wahrheit sagen musstest, weil du wusstest, dass es das Einzige ist, was ihn wirklich weiterbringt.
- Statt „Mut“: Erzähle von der Entscheidung, deinen sicheren Job zu kündigen, um deiner wahren Berufung zu folgen, obwohl alle dich für verrückt erklärt haben.
- Statt „Verbindung“: Beschreibe das Gefühl, wenn du siehst, wie ein Klient in einer Session eine tiefe Erkenntnis über sich selbst hat und du diesen heiligen Moment miterleben darfst.
Das sind die Geschichten, die hängen bleiben. Das sind die Geschichten, die deine Werte lebendig und fühlbar machen. Frage dich: Was treibt dich wirklich an? Was macht dich wütend in der Welt? Wofür würdest du auf die Barrikaden gehen? Das sind deine Werte in Aktion.
Beweise deine Kompetenz, ohne anzugeben
Okay, das Herz hat „Ja“ gesagt. Dein Leser findet dich sympathisch, er fühlt sich verstanden und teilt deine Werte. Jetzt schaltet sich der Kopf ein, der skeptische Buchhalter im Gehirn, und fragt: „Okay, das klingt ja alles ganz nett. Aber… kann die oder der das auch wirklich?“
Jetzt ist der Moment gekommen, deine Kompetenz zu beweisen. Aber mit Finesse. Niemand mag Angeber. Die Kunst liegt darin, deine Expertise so zu präsentieren, dass sie das Vertrauen deines Lesers stärkt, anstatt ihn einzuschüchtern oder zu langweilen.
Die Kunst, Erfolge elegant zu verpacken
Nochmal: Deine Zertifikate-Sammlung interessiert die meisten Menschen nur am Rande. Was sie wirklich wissen wollen, ist: Hast du Erfahrung mit Problemen wie meinem? Und hast du sie schon für andere gelöst?
- Fokus auf Relevanz: Statt jeden Wochenend-Workshop aufzulisten, konzentriere dich auf die Ausbildungen und Erfahrungen, die für deinen Wunschkunden am relevantesten sind. Wenn du Burnout-Coaching anbietest, ist deine Ausbildung zum Stress-Management-Berater wichtiger als dein Töpferkurs von 2008 (es sei denn, du nutzt Töpfern als Werkzeug für Zentrierung, dann wird’s wieder interessant 😉).
- Übersetze Features in Benefits: Schreibe nicht: „Ich habe eine 200-stündige Coaching-Ausbildung nach ICF-Standard.“ Schreibe lieber: „In meiner fundierten, international anerkannten Ausbildung habe ich gelernt, die richtigen Fragen zu stellen, die dir helfen, in kürzester Zeit Klarheit zu finden, anstatt dich monatelang im Kreis zu drehen.“ Dein Leser fragt sich immer: „Was habe ich davon?“
- Der dezente „Kompetenz-Keller“: Platziere die reine Auflistung deiner Zertifikate und Ausbildungen dezent am Ende der Seite oder sogar auf einer separaten, verlinkten Seite. Oder noch eleganter: Biete sie als schickes PDF zum Download an. So stehen sie nicht im Weg, aber der rationale Verstand deines Lesers findet sie, wenn er danach sucht, um sich selbst die Kaufentscheidung zu rechtfertigen. Kleine Badges oder Logos von bekannten Institutionen in der Fußzeile deiner Website können ebenfalls dezent und wirkungsvoll Vertrauen schaffen.
Nichts ist überzeugender als ein glücklicher Kunde
Du kannst noch so viel über dich erzählen – das Wort eines zufriedenen Kunden wiegt tausendmal mehr. Laut Studien vertrauen die meisten Menschen Online-Bewertungen genauso sehr wie persönlichen Empfehlungen. Testimonials sind sozialer Beweis (Social Proof) in Reinkultur.
Aber nicht jedes Testimonial ist gleich gut. Ein „War super, danke!“ ist nett, aber wirkungslos. Ein starkes Testimonial beschreibt die Transformation:
- Vorher: Wie war die Situation des Kunden, bevor er zu dir kam? (z.B. „Ich war total festgefahren in meinem Job und hatte jeden Sonntagabend Bauchschmerzen.“)
- Währenddessen: Was hat der Kunde an der Zusammenarbeit besonders geschätzt? (z.B. „Deine einfühlsame Art und die treffsicheren Fragen haben mir die Augen geöffnet.“)
- Nachher: Was ist das konkrete Ergebnis? (z.B. „Heute habe ich meinen Job gekündigt, mache eine Weiterbildung und fühle mich zum ersten Mal seit Jahren wieder lebendig und voller Tatendrang.“)
Pro-Tipps für Hammer-Testimonials:
- Frage danach! Die meisten Kunden geben gerne Feedback, wenn man sie nett fragt.
- Mache es glaubwürdig: Ein Testimonial von „Anna K.“ ist okay. Ein Testimonial von „Anna Klein, Marketing-Managerin aus Berlin“ mit einem sympathischen Foto ist 100-mal besser. Ja, nicht jeder will das, besonders bei heiklen Themen. Aber 3 echte, greifbare Testimonials sind mehr wert als 20 anonyme. Auf meiner eigenen Referenz-Seite siehst du, wie ich das mit vollem Namen, Bild und Link zum Projekt umsetze. Lass dich davon inspirieren!
- Video-Testimonials: Die Königsklasse! Ein kurzes, authentisches Handyvideo, in dem ein Kunde seine Geschichte erzählt, ist an Überzeugungskraft kaum zu überbieten. Tools wie VideoAsk von Typeform machen das Sammeln super einfach.
Wenn du noch am Anfang stehst und keine Testimonials hast, keine Panik! Du kannst anonymisierte Fallstudien nutzen. Beschreibe die Reise eines „typischen“ Kunden – von der Ausgangslage über den Prozess bis zum Ergebnis. Das ist oft genauso wirkungsvoll und schützt die Privatsphäre.
Die Anatomie einer perfekten „Über mich“-Seite: Dein Spickzettel
Puh, ganz schön viel Input, was? Lass uns das Ganze mal in eine klare Struktur bringen. Hier ist ein bewährter Aufbau, an dem du dich orientieren kannst.
- Die Überschrift (Der Haken): Beginne mit einer Überschrift, die direkt ins Herz deines Wunschkunden zielt. Nicht „Über mich“, sondern etwas wie: „Ich helfe dir, die Stimme in deinem Kopf zum Schweigen zu bringen, die sagt, du seist nicht gut genug.“
- Der erste Absatz (Die Verbindung): Sprich direkt den Schmerzpunkt oder den Wunsch deines Lesers an. Zeige ihm in den ersten Sätzen: „Du bist hier richtig. Ich verstehe dich.“
- Deine Geschichte (Der Wendepunkt): Erzähle deine persönliche Geschichte. Woher kommst du? Was hat dich geprägt? Warum machst du das, was du machst? Zeige den Menschen hinter dem Coach.
- Deine Philosophie (Dein Warum): Teile deine Werte und Überzeugungen. Wofür stehst du? Was ist deine Mission? Das zieht die richtigen Leute an.
- Der Beweis (Deine Kompetenz): Webe elegant deine Expertise, deine Erfahrungen und 1-2 aussagekräftige Testimonials ein. Beruhige den rationalen Verstand des Lesers.
- Der persönliche Touch (Die Sympathie): Gib einen kleinen Einblick in dein Leben abseits des Coachings. Hast du einen verrückten Hund? Liebst du es, barfuß im Regen zu tanzen? Bist du süchtig nach schlechten Netflix-Serien? Das macht dich menschlich und greifbar.
- Das Foto (Der erste Blick): Ein professionelles, warmes und authentisches Foto ist nonverbales Storytelling. Bitte kein steifes Passfoto! Investiere in einen guten Fotografen, es lohnt sich millionenfach.
- Der Call-to-Action (Die Brücke): Beende die Seite immer mit einer klaren Handlungsaufforderung. Was soll der Leser als Nächstes tun? Ein kostenloses Gespräch buchen? Sich in deinen Newsletter eintragen? Dir auf Instagram folgen? Führe ihn an die Hand.
Fazit: Deine Geschichte ist dein wertvollstes Marketing-Tool
Wir sind am Ende angekommen. Wenn du nur eine einzige Sache aus diesem Mammut-Artikel mitnimmst, dann diese: Deine „Über mich“-Seite ist kein notwendiges Übel. Sie ist deine größte Chance.
Sie ist die Brücke zwischen einem anonymen Website-Besucher und einem echten Interessenten, der dir vertraut. Das Schöne daran ist: Du musst nichts erfinden. Du musst nicht lauter sein, bunter oder besser als alle anderen. Du musst nur du selbst sein.
Deine Geschichte, mit all ihren Höhen und Tiefen. Deine Erfahrungen, mit all den Lektionen, die du lernen musstest. Deine Werte, die dich zu dem Menschen machen, der du heute bist. All das ist bereits da. Es wartet nur darauf, erzählt zu werden.
Hör auf, dich hinter professionellen Floskeln zu verstecken. Hör auf zu denken, deine Geschichte sei nicht interessant genug. Jeder Weg ist einzigartig. Jede Narbe erzählt von einer überlebten Schlacht. Und genau das macht dich zu dem perfekten Coach für die Menschen, die genau deine Erfahrung und deine Perspektive brauchen.
Deine „Über mich“-Seite ist dein digitaler Handschlag. Deine virtuelle Umarmung. Der erste, entscheidende Eindruck. Nutze diese Chance. Zeig dich. Erzähle deine Geschichte. Hab den Mut, unperfekt und echt zu sein.
Denn am Ende des Tages suchen deine Klienten keinen perfekten Guru auf einem Berggipfel. Sie suchen einen Menschen. Jemanden, der sie versteht. Jemanden, der den Weg schon ein Stück vorausgegangen ist.
Sie suchen dich.
Steckst du fest? Fühlt sich das alles überwältigend an und du weißt nicht, wo du anfangen sollst? Manchmal braucht man einfach einen Sparringspartner, um die eigene Geschichte zu entwirren und die richtigen Worte zu finden. Egal, ob dir die Klarheit über dich und dein Angebot fehlt oder du an der technischen Umsetzung deiner Website verzweifelst – ich bin da, um dir zu helfen.



